Nachhaltige Entwicklung ist eine globale Herausforderung, die nur bewältigt werden kann, wenn ein grundlegender gesellschaftlicher Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit stattfindet, der sich im Denken und Handeln der Menschen widerspiegelt.
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) stellt den Schlüssel einer solchen Entwicklung dar. Sie befähigt Menschen dazu, das eigene wie das gesellschaftliche Leben nachhaltig zu gestalten und aktiv mitzuwirken.
Erwachsenenbildung kommt hierbei eine zentrale Rolle zu, weil sie die Generation erreicht, die die nötigen, tiefgreifenden Veränderungen jetzt umsetzen kann. Die 2021 verabschiedete schleswig-holsteinische Landesstrategie Bildung für nachhaltige Entwicklung unterstreicht unsere Bedeutung als kommunale Bildungspartner für eine nachhaltige Zukunftsgestaltung. Wir als Volkshochschulen und Bildungsstätten stellen uns dieser Herausforderung und richten unsere Einrichtungen an Nachhaltiger Entwicklung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung aus.
Hierfür nutzen wir unser Schwerpunktjahrzehnt bis 2030, in dem wir unsere Kräfte bündeln, um unsere Einrichtungen, Angebote, Lernumgebungen und Netzwerke an BNE orientiert weiterzuentwickeln. Damit tragen wir maßgeblich zu einer nachhaltigen Zukunftsgestaltung in unserer Region und darüber hinaus bei.
1) Grundverständnis Nachhaltigkeit und Bildung für Nachhaltige Entwicklung
Als Volkshochschulen und Bildungsstätten in Schleswig-Holstein (vhsn in SH) orientieren wir uns an dem in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie 2021 verankerten Nachhaltigkeits-Modell: diesem zufolge bilden die planetaren Grenzen unserer Erde zusammen mit der Orientierung an einem Leben in Würde für alle die absoluten Leitplanken für politische Entscheidungen.
Nachhaltigkeit verstehen wir als ein ethisches Prinzip, ein Ziel und eine Strategie. Nachhaltige Entwicklung ist ein Such-, Lern- und Gestaltungsprozess. Bildung ist in diesem Prozess zugleich Voraussetzung und Bestandteil.
BNE wird von uns als wertegebundener, kompetenzorientierter Bildungsansatz verstanden, der Menschen befähigen will, Veränderungsprozesse im Sinne der nachhaltigen Entwicklung anzustoßen und zu gestalten. Dieser Ansatz zielt auf die Aneignung der Kenntnisse, Fähigkeiten, Werte und Verhaltensweisen, die notwendig sind, um zu einer nachhaltigen Entwicklung beizutragen. BNE befähigt zu informierten Entscheidungen und verantwortungsvollem Handeln im Sinne ökologischer Integrität, ökonomischer Lebensfähigkeit sowie einer gerechten Gesellschaft und Frieden für aktuelle und zukünftige Generationen. Sie fördert Fähigkeiten wie kritisches Denken, das Verständnis komplexer Systeme, die Fähigkeit, sich zukünftige Szenarios vorstellen zu können, sowie Entscheidungen in partizipatorischer und kooperativer Weise zu treffen und umzusetzen.
⇒ BNE bedeutet für uns, zentrale Inhalte nachhaltiger Entwicklung zum Bestandteil unseres Lehrens und Lernens zu machen und erfordert innovative, partizipatorische Lehr- und Lernmethoden, die die Lernenden dazu motivieren und befähigen, sich aktiv für nachhaltige Entwicklung einzusetzen.
2) Bildung für nachhaltige Entwicklung – eine Gemeinschaftsaufgabe in Schleswig-Holstein
BNE ist eine Querschnittsaufgabe für die gesamte Gesellschaft, die auch die sozialen Organisationen, die Verbände aus der Wirtschafts- und Arbeitswelt, dem Umwelt- und Naturschutz, die Kirchen und die Zivilgesellschaft mit einbeziehen.
⇒ Als Volkshochschulen und Bildungsstätten in Schleswig-Holstein suchen wir den Kontakt und die Kooperation mit den für BNE engagierten Einrichtungen. Konkrete Kooperationsprojekte werden sowohl auf Landesebene als auch vor Ort angestoßen und umgesetzt. Hierdurch positionieren wir uns als Zukunftsgestalterinnen in der Kommune und darüber hinaus.
3) Bildung für nachhaltige Entwicklung als umfassender Bildungsansatz, der lokale Gegebenheiten aufgreift und thematisiert
Die 17 von der UN verabschiedeten Nachhaltigkeitsziele bieten inhaltliche Anknüpfungspunkte für alle unsere Programmangebote, wobei sie an örtliche Bedingungen und Möglichkeiten anknüpfen. Im Sinne der BNE werden diese Themen kompetenzorientiert aufgegriffen. Den Teilnehmenden und Engagierten sollen sich neue Sichtweisen auf Zusammenhänge und neue Perspektiven für die eigenen Wirkungsmöglichkeiten eröffnen. Die Übertragung der neuen Erkenntnisse und Fähigkeiten in die Gestaltung der unmittelbaren und mittelbaren Lebensbedingungen und Lebensumwelt ist dabei ein zentrales Prinzip.
⇒ Wir beziehen BNE als werteorientierten Kompetenzansatz in unsere konkreten Bildungsangebote und Projekte ein. Dies gibt uns die Möglichkeit, dabei auch die unterschiedlichen Lern- und Lebensbedingungen in den ländlichen bis hin zu städtischen Regionen zu thematisieren. Fragen und Problemlagen im Kontext von Klimawandel und seinen Auswirkungen, Umwelt- und Naturschutz und biologische Vielfalt, nachhaltige Energieerzeugung und landwirtschaftliche Produktion, sowie auch die Fragen nach dem Guten Leben, gesellschaftlicher Vielfalt, Demokratieförderung, Geschlechtergerechtigkeit und nachhaltigem Konsum können gerade in SH sehr konkret lokal und regional aufgegriffen werden.
⇒ Nachhaltige Entwicklung exemplarisch zu lernen und zu verstehen und im Verhalten und Gestalten projektbezogen konkret umzusetzen ist das Ziel. Aktionstage, Bildungswerkstätten, Zukunftslabore, Bürgerforschung können ein Weg sein. Auch die besondere Verbindung der Volkshochschulen als kommunale Einrichtungen zu den Gemeinden, Städten und Kreisen bietet hierfür gute Handlungsfelder.
4) Global Denken für lokales Handeln und lokal Denken für globales Handeln
Nachhaltige Entwicklung kennt keine geographischen Grenzen, weil es sich um existentielle Fragen handelt, die sich an alle Menschen weltweit richten. Die Nachhaltigkeitsziele setzen sich mit den globalen Zusammenhängen und Herausforderungen des 21. Jahrhunderts auseinander und machen deutlich, dass es gemeinsame Probleme gibt, die gemeinsam verantwortete und umgesetzte Lösungen erfordern.
⇒ Wir folgen den Leitsätzen „global Denken für lokales Handeln“ und „lokal Denken für globales Handeln“. Wir bauen nach unseren Möglichkeiten hierzu Kontakte und Partnerschaften über Schleswig-Holstein hinaus auf, in den Ostseeraum, in andere europäische Länder und in internationale Partnerschaftsprojekte. Die Organisation DVV international des Deutschen Volkshochschulverbandes ist hier ein anerkannter und kompetenter Partner.
5) Nachhaltige Einrichtungen mit ganzheitlichem Ansatz
Institutionen, die sich für BNE einsetzen, müssen auch in der eigenen Organisation, beim eigenen Personal und den eigenen Gebäuden und Liegenschaften dafür eintreten und daran arbeiten, den Ansprüchen an Nachhaltige Entwicklung in den verschiedenen Bereichen zu genügen. Die innerorganisatorische Bearbeitung dieser Fragen trägt zur Bildung einer entsprechenden corporate identity und dem entsprechenden Teamgeist bei, wirkt überzeugend nach außen und kann zum guten Beispiel und zum Vorbild werden. Durch eine institutionelle Verankerung kann BNE langfristig wirkende Standards setzen: mit einem ganzheitlichen Blick auf die gesamte Institution, den sie umgebenden Rahmenbedingungen und ihre Einbettung in die kommunale Struktur.
⇒ Wir entwickeln in unseren Einrichtungen entsprechende Konzepte und setzen konkrete Maßnahmen um. Auch die interne Weiterbildung der Mitarbeitenden richten wir auf diese Zielsetzung und Selbstverpflichtung aus.
⇒ In den Arbeitskreisen und Gremien reflektieren wir die Entwicklungen regelmäßig und schreiben die Strategie fort. Ein Bericht erfolgt jährlich im Rahmen des Jahresberichts des Landesverbandes.
Maßnahmen
- Wir stellen Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt unserer Einrichtung. Wir verankern Nachhaltigkeit in unseren Leitbildern und in unserem Qualitätsmanagement. In unsere Angebote und die Entwicklung unserer Lernumgebungen implementieren wir Bildung für Nachhaltige Entwicklung als wertegebundenen Such-, Lern- und Gestaltungsprozess.
- Dies zeigt sich in der Planung unserer Programme, der Gestaltung unserer Lernumgebung, in der Fortbildung unserer Mitarbeitenden und Kursleitungen und in unserer Organisationsentwicklung.
- Wir beschäftigen uns in unseren Einrichtungen intensiv mit dem Konzept der BNE, um die darin enthaltenen Sichtweisen, Denkweisen und Prinzipien ebenso aufzunehmen wie die Bildungsinhalte und die enthaltenen Ansätze neuer Lernkulturen in unser Selbstverständnis und unsere Angebote zu verankern.
- Wir verstärken unsere lokalen BNE-Netzwerke und Kooperationen und beziehen alle Berührungsgruppen unserer Einrichtung in unseren Entwicklungsprozess entsprechend der lokalen Gegebenheiten ein. Hierdurch verankern wir unsere Bestrebungen langfristig und erweitern unsere Reichweite.
- Komplexe Themen und Herausforderungen, wie sie in den 17 Zielen formuliert und teilweise widerstreitend sind, greifen wir in zielgruppengerechten Bildungsformaten auf und gehen auf unsere lokalen Gegebenheiten ein.
- Nachhaltige Entwicklung und Bildung für Nachhaltige Entwicklung sind sowohl explizite Themen unserer Angebote, als auch grundlegende Prinzipien, nach denen wir alle Angebote ausrichten.
- Wir halten unsere Fortschritte in regelmäßigen Berichten fest.
Der Landesverband unterstützt uns bei unseren Nachhaltigkeitsbemühungen auf verschiedenen Ebenen.
- Er vertritt unsere Anliegen und Aktivitäten landesweit und sichtbar.
- Er entwickelt Konzepte, Materialien und Hilfestellungen und stellt sie uns zur Verfügung.
- Er bietet laufend allgemeine und spezifische Fortbildungen für unser Personal und unsere Kursleitungen.
- Er bündelt unsere Bestrebungen und organisiert unsere Vernetzung untereinander.
- Er baut für uns ein breites, landesweites gesellschaftliches Kooperationsnetzwerk auf und unterstützt uns zudem in der internationalen Vernetzung.
- Er wendet die oben genannten Grundsätze und Maßnahmen in der Geschäftsstelle und in den eigenen Angeboten an.
Beschlossen zur Mitgliederversammlung am 19.09.2022