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Positionen und Grundsätze

Digitalstrategie: Volkshochschulen und Bildungsstätten als Akteure in einer digitalen Gesellschaft

  • Teilhabe, Digitalisierung

Digitalstrategie als PDF

Präambel

Diese Strategie berücksichtigt die Struktur, in die unser Landesverband eingebunden ist. Sie basiert auf der Strategie „Erweiterte Lernwelten“ sowie auf dem Manifest zur digitalen Transformation von Volkshochschulen, die 2015 bzw. 2019 gemeinsam im Deutschen Volkshochschul-Verband entwickelt und verabschiedet wurden. Und sie stellt eine Rahmung der Digitalstrategien unserer Mitgliedseinrichtungen, der schleswig-holsteinischen Volkshochschulen und Bildungsstätten, dar, die in den letzten Jahren vor allem im Rahmen des Projektes „vhs edit“ entstanden und weitergeschrieben wurden.

Vision

Digitalisierung ist ein tiefgreifender Transformationsprozess der gesamten Gesellschaft, der Bürgerinnen und Bürger in allen gesellschaftlichen Feldern neue Möglichkeiten bietet und zugleich vor neue Herausforderungen stellt. Das kompetente und reflektierte Agieren im digitalen Raum ist eine der entscheidenden Schlüsselkompetenzen einer digitalisierten Gesellschaft. Mit dem Anspruch „Weiterbildung für Alle“ gehört zum Auftrag von öffentlich verantworteter Weiterbildung, allen Bürgerinnen und Bürgern ein Angebot zu machen, sich die Chancen der Digitalisierung zu erschließen und souverän im digitalen Raum zu agieren. Auch in einer digitalen Gesellschaft befördern Volkshochschulen und Bildungsstätten Teilhabe und wirken sozialer Spaltung entgegen. Unsere Leitlinien „Offenheit, Begegnung und Vielfalt“ sind dabei weiterhin leitend, erfordern in der programmatischen Konkretisierung allerdings neue Herangehensweisen und Ansätze.

Handlungsfelder

Der Landesverband unterstützt seine Mitgliedseinrichtungen sowie deren Beschäftigte und Honorarkräfte auch in einer digitalen Gesellschaft über innovative Impulse u.a. in Form von Projekten, ermöglicht Kompetenzentwicklung im Rahmen von Fortbildungen, moderiert Meinungsbildungsprozesse und befördert die Weiterentwicklung von Strategien, Organisationen und Programmen.

Digitale Transformation ist nicht nur die Einführung und Einbindung technologischer Innovationen, sondern bedeutet einen tiefgreifenden Wandel sozialer Prozesse. Die Gesellschaft ist dadurch von wachsender Entwicklungsdynamik, zunehmenden Unsicherheiten, steigender Komplexität und zunehmender Ambiguität geprägt. Volkshochschulen und Bildungsstätten müssen dies nicht nur im Rahmen ihrer Programme adressieren, sondern sind als ganze Organisation gefordert, sich auf die Anforderungen einer digitalen Gesellschaft auszurichten. Sie müssen sich in diesem Zuge als lernende Organisation bewähren, um agil und flexibel im gesellschaftlichen Wandel zu bestehen.

Eine dichotomische Betrachtung von analogen vs. digitalen Formaten ist dabei eine wenig sinnvolle Verkürzung. Der digitale Wandel im Sinne eines sozialen Prozesses bezieht auch analoge Weiterbildungsformate ein. Digitalisierung hat insofern Relevanz für die gesamte Struktur und alle Prozesse von Volkshochschulen, Bildungsstätten und Landesverband, unabhängig davon, welcher Anteil hiervon im digitalen Raum oder in analoger Präsenz stattfindet. Insofern ist auch das gesamte Spektrum der Programme in dieser Strategie adressiert.

Ziele und Maßnahmen von Volkshochschulen und Bildungsstätten …

… als Netzwerk-Akteure

Volkshochschulen und Bildungsstätten haben sich immer schon als Teil kommunaler Netzwerke und Bildungslandschaften verstanden. In einer digitalen Gesellschaft werden die Netzwerke komplexer und vielfältiger. Lösungen für vielschichtige gesellschaftliche Herausforderungen erfordern eine enge Verzahnung und kollaboratives Agieren. Im eigenen Programm werden Impulse von Netzwerkpartnern aufgegriffen, um Angebote möglichst passend an Bedarfen auszurichten.

Im Netz sind regionale Grenzen ohne Bedeutung. Um als Gemeinschaft der Volkshochschulen von Synergien zu profitieren und Bürgerinnen und Bürgern ein starkes online-Angebot zu machen, agieren die schleswig-holsteinischen Volkshochschulen als kollaborative digitale Volkshochschule. Das Kollektiv tritt online als Einheit auf. Teilnehmende besuchen dadurch im digitalen Raum nur eine Volkshochschule, auch wenn diese gemeinsam gestaltet wird. Dabei werden andere gemeinwohlorientierte gesellschaftliche Akteure als Partner eingebunden.

Maßnahmen:

  • Etablierung und Verstetigung einer digitalen Volkshochschule in Schleswig-Holstein samt Definition der Organisationsstruktur, gemeinsamer Programmplanung, zentralem und dezentralem Marketing sowie (Teil-)Automatisierung von Abläufen im Rahmen des Projektes „vhs evolution“
  • Volkshochschulen und Bildungsstätten als Netzwerkakteure stärken und Netzwerkmanagement weiter professionalisieren
  • Kontinuierliche Weiterentwicklung der Netzwerke für die Umsetzung von lokalen Präsenzangeboten und der digitalen Volkshochschule

… als lernende Organisation

Um im zunehmend dynamisierten Wandel der Gesellschaft als öffentlich verantwortete Weiterbildungseinrichtungen erfolgreich zu bestehen, entwickeln sich Volkshochschulen und Bildungsstätten zu systematisch lernenden Organisationen. Sie sehen sich im Modus der kontinuierlichen Weiterentwicklung und sorgen dafür, dass die internen Wissensbestände und das Handlungsrepertoire den jeweils aktuellen Anforderungen entsprechen. Ihre Organisationskultur ist darauf ausgerichtet, das Ausloten neuer Ansätze und experimentelles Handeln zu unterstützen. Lernen der Organisation ist immer auch verbunden mit dem Lernen von Menschen, die diese Organisation ausmachen. Dies gilt es über Fortbildungen und die Unterstützung informeller Lernprozesse zu fördern. Dazu werden auf allen Hierarchieebenen die erforderlichen Handlungsspielräume ermöglicht und Fehler als Teil des Lernprozesses positiv genutzt.

Maßnahmen:

• Fortsetzung der Angebote zur Organisationsentwicklung u.a. zur Definition neuer Geschäftsmodelle und zur Etablierung agiler Prozesse

• Fortbildungen und Kompetenzentwicklung u.a. in den Bereichen Führung, Personalentwicklung Lernen und experimentelles Handeln

• Etablierung von gemeinsamen Lernschleifen und Wissensmanagement, um das exemplarische Lernen einzelner Mitglieder dem Kollektiv besser zu erschließen und Wissen systematischer zugänglich zu machen

… als Programmgestalter

Lernen in Begegnung bleibt der zentrale Modus von Volkshochschulen und Bildungsstätten auch in einer digitalen Gesellschaft, wird aber vielfältiger, flexibler und offener. Ergänzend zu Begegnungen im Analogen treten Begegnungen im Digitalen hinzu, mit ihren je eigenen Möglichkeiten und Grenzen. Ergänzend zum klassische Kursformat kommen verstärkt offene Lernsettings hinzu, in denen die Rollen des Lehrenden und Lernenden weniger starr verteilt sind. Hybride und blended Lernszenarien erhöhen die Flexibilität und Zugänglichkeit von Lernangeboten.

Angesichts der digital erweiterten Lernformate werden selbstgesteuerte Lernprozesse immer wichtiger und Lernkompetenzen mehr denn je zu Schlüsselkompetenzen. In der digitalen Gesellschaft kommt es sowohl zu einer massiven Ausweitung von Reichweiten als auch zu einer Individualisierung von Lernprozessen. Die damit verbundenen Herausforderungen der Orientierung, der Auswahl von Lernangeboten und der zielgerichteten Gestaltung von Lernprozessen erfordern eine Ausweitung von Bildungsberatung und eine Unterstützung über Lernbegleitung.

Maßnahmen:

  • Qualifizierung von Kursleitenden über die vhs-Online-Akademie und die Erwachsenenpädagogische Qualifikation (EPQ)
  • Marktforscherische Analyse der Bedarfe und der Kontaktpunkte
  • Impulse für neue Angebote im Rahmen des Projektes „mobil.digital“
  • Zugänge zu erweiterter digitaler Infrastruktur über Leih-Geräte
  • Workshops zur Entwicklung neuer Formate in den Programmbereichen
  • Ausbau von Bildungsberatung und Lernbegleitung

Sicherung sozialverträglicher Lernzugänge

In Folge der wachsenden Vielfalt von Weiterbildungsmöglichkeiten und -zugängen in einer digitalen Gesellschaft drohen auch neue Barrieren und damit eine zunehmende gesellschaftliche Spaltung. Über für alle Bürgerinnen und Bürger zugängliche Lernräume sowie Bildungsberatung und Lernbegleitung muss die öffentlich-verantwortete Weiterbildung dieser Entwicklung entgegenwirken. Bei der Gestaltung dieser Zugänge zum Lernen in der digitalen Gesellschaft sind Partnerschaften insbesondere mit Bibliotheken zielführend. Die öffentliche Finanzierung solcher Strukturen sichert Bildungsteilhabe und den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Evaluation

Strategieentwicklung wird als zyklischer Prozess verstanden, der durch regelmäßige Evaluation und Bewertung hinterfragt und fortgeführt wird. Sie umfasst die Organisationsstruktur, die zentralen Prozesse der Planung, Angebotsdurchführung und Verwaltung, die programmatischen Inhalte und die genutzten Methoden des Lernens und Lehrens sowie den Auf- und Ausbau einer geeigneten digitalen Infrastruktur. Die Umsetzung der Strategie und der vorgesehenen Maßnahmen wird in den Gremien des Landesverbandes regelmäßig reflektiert und es werden erforderliche Fortschreibungen vorgenommen.

Beschlossen zur Mitgliederversammlung am 19.09.2022