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Bildungsmöglichkeiten für alle! Volkshochschulen beteiligen sich am Weltalphabetisierungstag am 8. September

Vielen ist das gar nicht bewusst, doch auch nach dem Ende der Schulzeit gibt es die Möglichkeit, ganz grundlegende Dinge nachzuholen: Lesen, Schreiben, Rechnen, Grundlagenwissen am Computer, Englisch. Denn rund 12 Prozent der Bevölkerung im erwerbsfähigen Alter können nur wenig lesen und schreiben, sodass es für viele Dinge nicht ausreicht, die in unserer Gesellschaft selbstverständlich sind. In Schleswig-Holstein sind mehr als 210.000 Menschen betroffen. Darauf macht jedes Jahr im September der Weltalphabetisierungstag aufmerksam, den die Vereinten Nationen 1966 ins Leben gerufen haben.

Auch Schulabschlüsse nachzuholen ist möglich. Alle können auf ihrem Vorwissen aufbauen und genau das lernen, was noch wichtig ist. Anlaufstellen sind die Volkshochschulen, die gern dazu persönlich beraten. In mehreren Städten gibt es dafür Grundbildungszentren: Itzehoe, Kiel, Lübeck, Rendsburg und jetzt neu in Neumünster. Hinzu kommen Regionalstellen für Alphabetisierung in Husum, Meldorf, Norderstedt, Oldenburg und Rendsburg. Unterstützung und Lernangebote für Erwachsene gibt es insgesamt an 25 Volkshochschulen im Land. Fast alle Angebote sind kostenlos oder erheben nur geringe Entgelte und werden vom Land Schleswig-Holstein, den Kreisen oder Gemeinden gefördert.

„Im Rahmen der aktuellen Alpha-Dekade von Bund und Ländern haben wir die Angebote schon wertvoll weiterentwickeln können. Ein aktueller Höhepunkt ist, dass in diesem Jahr in Neumünster das vierte Grundbildungszentrum mit Förderung des Landes starten kann“, sagt Karsten Schneider, Direktor des vhs-Landesverbandes. Die Grundbildungszentren können durch die Förderung ihr Programm kostenlos anbieten, was notwendig ist, um die Menschen mit diesem grundlegenden Angebot auch wirklich erreichen zu können. „Ergänzend kommen 2023 an fünf vhs-Standorten – auch ohne Grundbildungszentrum – bundesgeförderte Lerntreffs hinzu, die direkt im Quartier sehr alltagsnahe und individuelle Lernangebote machen, unmittelbar zugänglich für Interessierte“, so Schneider. Lerntreffs gibt es in Schleswig-Holstein in Ahrensburg, Flensburg, Geesthacht, Kiel und Wedel.

„Grundbildung bedeutet für uns, Menschen in ihrer Selbstwirksamkeit zu stärken und sie zu befähigen, ein gelingendes Leben zu gestalten“, erläutert Stephanie Steiner, Leiterin der vhs Neumünster mit neuem Grundbildungszentrum. Neumünster ist in besonderer Form auf Grundbildungsangebote angewiesen: Unter anderem liegen Arbeitslosenquote und Überschuldungsgrad in der Stadt über dem Landesdurchschnitt. „Unser Grundbildungszentrum soll als erstes die bestehenden Angebote in Neumünster zusammentragen, um diese dann sinnvoll zu ergänzen, auszuweiten und Bedarfslücken zu schließen“, führt Steiner aus.

Die Kolleginnen in Lübeck planen diesen Herbst zum ersten Mal eine Kooperation mit der Kulturtafel, um Wege der kulturellen Teilhabe zu erproben. „Wir wollen kulturelle Veranstaltungen besuchen, darüber reden und schreiben. In der Grundbildung geht es um so viel mehr als ‚nur‘ das Erlernen von Lese- und Schreibfähigkeit. Es geht um einen gleichberechtigten Zugang zu gesellschaftlichen Ressourcen, es geht um Teilhabe, um das Gefühl von Zugehörigkeit, um das Über-sich-hinaus-Wachsen und nicht zuletzt um den Selbstwert“, bekräftigt Katrin Gellermann, Leiterin des Lübecker Grundbildungszentrums. Für sie ist dies ein Angebot für jeden Menschen, „zu jedem Zeitpunkt seines Lebens bedingungslos und ohne Rechtfertigungsdruck die Grundlagen der Schriftsprachlichkeit, des Rechenwesens und alltäglicher IT-Kompetenzen zu erwerben.“

In Kiel wird derzeit das Bewährte weiter ausgebaut: „Mit einem Team aus qualifizierten Lehrkräften und ehrenamtlichen Lernbegleitungen bieten wir eine gute Mischung aus fortlaufenden Basis-Kursen in Lesen, Schreiben, Rechnen, neuen spannenden Kursformaten, wie zum Beispiel der Wörter-Werkstatt, und offenen Angeboten ohne Anmeldung. Besonders freuen wir uns über unsere beiden gut besuchten Lern-Cafés und die Kurse, die sich in Kooperation mit lokalen Akteuren in den Kieler Stadtteilen etablieren konnten“, resümiert Martina Vanicek, Leiterin des Kieler Grundbildungszentrums an der Förde-vhs. „Mit diesem Angebot werden wir in besonderem Maße unserem Leitbild gerecht.“ Zum Welttag der Alphabetisierung zieht das Grundbildungszentrum der Förde-vhs ins „Tiny Rathaus“ ein und wird von 10 bis 13 Uhr am Kurt-Schumacher-Platz in Kiel-Mettenhof über die Grundbildungsangebote informieren.

Im Grundbildungszentrum Itzehoe wird daran gearbeitet, das Netzwerk zu erweitern und Akzente mit teilnehmerorientierten Schwerpunkten zu setzen. Anna Baust, die Leiterin des Itzehoer Grundbildungszentrums, bringt es auf den Punkt: „Gemeinsam gestalten wir Chancen für alle, egal welcher Nationalität und sozialer Herkunft.“ Anlässlich des Weltalphabetisierungstags ist eine kreative Aktion geplant: Alle Kursteilnehmer sind eingeladen, mit ausgewählten Nomen eine kurze Geschichte zu verfassen. Lehrkräfte unterstützen die Teilnehmer dabei. Die Ergebnisse werden anschließend auf Plakaten in der vhs präsentiert, um zu zeigen, welche vielfältigen Texte unter Verwendung derselben Wörter entstehen können.

Grundbildung ist kein „Bonbon“, sondern ein elementares Recht, um am gesellschaftlichen Leben in allen Facetten teilhaben zu können. Kennen Sie Menschen, denen das Lesen und Schreiben schwerfällt? Anonyme und kostenlose Beratung bekommen Sie bei vielen Volkshochschulen in ganz Schleswig-Holstein oder beim vhs-Landesverband, Adrienne Rausch, Tel.: 0431 9798416.

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Arbeitsweltbezogene Grundbildung ist eines der Themen, für die Grundbilsungszentren Angebote haben