Am Mittwoch, den 2. Oktober hat die erste Lange Nacht der Demokratie in Schleswig-Holstein stattgefunden. An über 20 Orten ging es aktiv, kreativ und vielfach auch sehr unterhaltsam um Themen rund um die Demokratie.
Ein besonderes Highlight war die Lesung des Autors Olivier David aus seinen Büchern „Keine Aufstiegsgeschichte“ und „Von der namenlosen Menge“ während einer Schiffrundfahrt durch die Halligwelt – ausgehend vom Fähranleger Schlüttsiel, der während der Bauernproteste in diesem Jahr zu bundesweiter Aufmerksamkeit gekommen ist. In Kiel sprach Prof. Dr. Mojib Latif vom GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung über Klimawandel und darüber, „wie Fake News die politische Debatte beeinflussen“.
Filme zur Demokratie wurden unter anderem in Bordesholm, Hohenwestedt und Husum gezeigt; in Ratzeburg nachträglich am 7. Oktober. Eine „Party-zipation“ wurde in Husum und Kiel veranstaltet – mit demokratisch abgestimmten Playlists, wo die Mehrheiten die Musikauswahl bestimmten.
Medienpartner NDR war an drei Standorten mit Moderation und Diskussionen zur Rolle der Medien in der Demokratie beteiligt:
In Husum stand die Demokratie bis Mitternacht im Fokus – mit einer Party im Husumer Speicher als Abschlussveranstaltung. Auf der „Party-zipation“ haben die Besucher*innen über einen QR-Code Zugang zu einer Playlist erhalten und konnten abstimmen, welche Lieder gespielt werden sollen. Zu besonderer Atmosphäre trug bei, dass sich viele von ihnen schon bei der vorherigen Veranstaltung im Speicher kennengelernt hatten: beim Speed Debating. Die NDR-Moderatorin Simone Mischke hat die Besucher*innen dabei mit provokanten Thesen konfrontiert. Im Stile eines Speed Datings saßen sich die Besucher*innen zu zweit gegenüber und haben fünf Minuten Zeit bekommen, um über die These zu diskutieren. Dabei sind intensive Gespräche entstanden – zum Teil zwischen Menschen mit ähnlicher Meinung, aber auch zwischen jenen mit unterschiedlichen Auffassungen.
In Pinneberg moderierten die Reporterin Hannah Böhme und ihr Kollege Reporter Johannes Tran wesentliche Teile des Abends mit Slam Poetry, Musik und einen Talk mit Sabine Wudtke, Präsidentin des Landgerichts Itzehoe, und Pinnebergs Bürgermeister Thomas Voerste.
In Ratzeburg diskutierten Mechthild Mäsker, Leiterin des NDR Studio Lübeck, Rundfunkjournalistin Gabriele Heise, der Bundestagsabgeordnete Konstantin von Notz, Journalistin Esther Geißlinger und Ratzeburgs Stadtsprecher Mark Sauer zum Thema „Medien und Demokratie“ – der Bedeutung einer freien und akzeptierten Medienlandschaft für die Demokratie, journalistischen Standards und der möglichen Gefahr von 'Fake News'. Direkt darauf folgte das Abendkonzert mit Musiker Sebastian Krumbiegel. In seinen Liedern ging es um Menschen, die unsere Demokratie tragen, aber auch um Menschen, die sie einschränken und abschaffen wollen. Krumbiegel macht Mut, für die Demokratie einzutreten.
Im Kieler Kulturforum gab der Demokratomat mögliche zeichnerische Antworten auf die schwierigen Fragen unserer Zeit. Die Ergebnisse waren Anregungen für Gespräche über unser Miteinander in der Demokratie. Es wurden spannende, nachdenkliche und witzige Legetrickfilme hergestellt – Demokratie in Bewegung. Diesem Angebot ist es gelungen, Menschen verschiedener Generationen zusammen zu bringen. Volles Haus bei der Improkratie: Die Impro-Comedy Show mit „Spotlight Milieu“ sorgte für viel Lachen – denn Demokratie bedeutet auch Leichtigkeit und Humor, denn mit Optimismus lässt sich mehr bewegen. Abstimmung und Tanz bei der PARTY-zipation – eine Band, die noch nie so auf der Bühne stand, ein bunt gemischtes Publikum zwischen 10 und 70 Jahren und die Möglichkeit alle halbe Stunde die Musikrichtung mitzubestimmen. Ein Experiment, das voll aufgegangen ist. Es wurde bis Mitternacht getanzt und ausgiebig die Demokratie gefeiert.
Auch die Veranstaltung im Opernhaus war sehr gut besucht mit ca. 100 Personen. Das Gespräch war sehr spannend und beinhaltete zum einen Erfahrungen im Umgang mit extrem rechten Akteuren, zum anderen mit Ideen und gemeinsamen Brainstorming, wie Kultureinrichtungen mit der Situation umgehen und wie Theater sich verändern könnten, um der gesellschaftlichen Spaltung entgegenzuwirken. Es gab auch einige Wortmeldungen aus dem Publikum. „Ich hatte das Gefühl, der Abend war für alle sehr bereichernd und hat auf jeden Fall viele Gespräche angestoßen“, sagt Denise von Schön-Angerer vom Kieler Theater.
Im Gewerkschaftshaus wurden unter anderem Dokumentarfilme und ein Theaterstück gezeigt, Ideen zur Demokratie kreativ auf Leinwand festgehalten und viele Gespräche mit unterschiedlichen Perspektiven geführt. Rückmeldungen von Gästen zu den Highlights des Abends: „Wir konnten uns nicht vorstellen, mit fremden Menschen in einem konzeptionellen Rahmen in (Streit-) Gespräche zu kommen und sind begeistert, wie gut das funktioniert.“ Oder: „Uns hat die Vielfalt der Veranstaltungsangebote sehr gut gefallen und wir kommen im nächsten Jahr sehr gerne wieder.“
In Hohenwestedt beurteilen die Organisator*innen die Lange Nacht der Demokratie als großen Erfolg: „Mit Kino, Kabarett, Slam Poetry, Ausstellungen, Licht-Projektionen und Live-Musik haben wir ein breites Publikum erreicht, gute Gespräche geführt und sind in die Nacht getanzt.“ Auch das mobil.digital, der mobile digitale Knotenpunkt des vhs-Landesverbandes und des Büchereivereins war vor Ort.
Die Akademie Sankelmark wurde zum „Escape Europe“: Durch die Luke in den Antennenschacht des Sankelmarker Bunkers steigen und dort im Nebel nach einer Flaschenpost angeln, das war eine von zwölf Aufgaben, die während der Langen Nacht der Demokratie im Akademiezentrum Sankelmark zu lösen waren. Aufgabe für Aufgabe erfuhren die 26 Teilnehmerinnen und Teilnehmer etwas über die Geschichte und Arbeit der Europäischen Union, konnten mit ihrem Wissen die gestellte Frage schnell beantworten oder Lösungen für ein europäisches Problem diskutieren. Nach knapp zwei Stunden im Bunker lud die Seebar der Akademie zu einer Auswertung und zum gemütlichen Ausklang. Ein tolles Format, so das Resümee der Anwesenden.
An zahlreichen anderen Orten in Schleswig-Holstein wurde die Lange Nacht mit Ausstellungen, Konzerten, Lesungen und Workshops gefeiert.